Erste Projekte

Einige der Gründungsmitglieder des Südtiroler Tanzkollektivs hatten seit den Anfängen ihres Schaffens im Lande (Anfang 90-er Jahre) bereits Projekte mit Jugendlichen umgesetzt oder mit ihnen in Workshops und Schulprojekten gearbeitet. Da war es naheliegend in diesem Bereich systematisch Basisarbeit zu leisten. Das war einer der Ausgangspunkte für die Südtiroler Community-Dance-Initiative. Mit der Community-Dance gibt es inzwischen eine international renommierte Bewegung, die den Tanz und die kreative Bewegung allen Menschen näherbringen möchte. Sie ist in der Szene recht bekannt geworden.

Nachdem es in Südtirol keinen professionellen Hintergrund im zeitgenössischen Tanz und keine gewachsene Tradition dazu gibt, wollte die von Ewald Kontschieder angestoßene Initiative in allererster Linie junge Menschen eine Tanzerfahrung machen lassen. Es ist in der Forschung hinlänglich bekannt, dass es an Schulen an Kreativität und Bewegung fehlt. Tanz verbindet diese beiden Ebenen auf geniale Weise. Abgesehen davon ist er ganzheitlich, bildet den ganzen Menschen, bindet Körper, Geist und Emotion in eine Erfahrung mit ein wie kein einziges Schulfach.

So hat eine kleine Gruppe um Ewald Kontschieder, Martina Marini und Elfi Troi erste Schritte im Rahmen ihrer Tanzarbeit gemacht und an Schulen Community-Projekte angestoßen. Das hat v.a. deshalb funktioniert, da alle drei im Hauptberuf Lehrpersonen an unterschiedlichen Schulstufen sind.  Ein erstes Projekt entstand im Schuljahr 2015-16 in Zusammenarbeit zwischen der Mittelschule Lana und der Mittelschule Mühlbach (Herz-Jesu-Institut), choreografisch betreut von Martina Marini und Elfi Troi. Die beiden freiwilligen Gruppen arbeiteten unterm Schuljahr in Fördergruppen getrennt und interdisziplinär zum Thema Jahreszeiten (Bewegung, Musik, Malerei, Sprache). In der Abschlussphase wurden die Schülergruppen in gemeinsamen Proben nach Lana und Mühlbach zusammengeführt. Die entstandene Arbeit der über 30 Schülerinnen und Schüler wurden in den beiden Schulen mehrmals mit schönem Erfolg aufgeführt.

Nach diesen ersten Erfahrungen wollte die Arbeitsgruppe ein weiteres Modell ausprobieren. Sie schrieb einen Ferienkurs aus, der in den Semesterferien im Februar 2017 stattfand. Eingeladen waren alle Interessierten im Mittelschul- und Oberschulalter, aber auch reifere Grundschulkinder. Eine Woche lang waren Bewegung, Tanz, Gemeinschaft, Musik, Spiel und sozialer Austausch im Mühlbacher Herz-Jesu-Institut Ausgangspunkt für die Erarbeitung eines Bühnenstückes. Dieses entstand gemeinsam und wurde erst im Lauf der Woche auch musikalisch zusammengestellt. Es wurde im Anschluss daran in einem gut gefüllten Brixner „Forum“ gezeigt (etwa 250 Zuschauer) und begeistert. Entstanden war das Stück „Fremd-Körper“, das von 32 Tänzerinnen und Tänzern im Alter zwischen 9 und 16 Jahren.

Das tanztheatralisch angelegte Stück zeigte starke Bilder und eine ausgeglichene Dynamik zwischen ruhigen, langsamen und energetischen, bewegten Szenen. Mehrere Sprech- und Gesangseinlagen (Jodeln und Schuhplattln) bereicherten das Bühnengeschehen und waren auch mit einer Portion Selbstironie angereichert, was zum Beispiel den Umgang mit Smartphones angeht. Kurze gesprochene oder gesungene Teile sowie der Einsatz unterschiedlichster Mittel und Alltagsrequisiten, wie Schlafsäcke und verschiedene Kleidungsstücke, überraschten das Publikum. Das abendfüllende etwa einstündige Stück endete mit einer Hymne auf die Lebensfreude, getanzt und gesungen von der ganzen Gruppe. Das Projekt hat also versucht, alle kreativen Fähigkeiten der Jugendlichen einzubauen. Die Haupterfahrung ist die gemeinsame Erarbeitung.

Ewald Kontschieder, der die Gesamtleitung innehatte, berichtete am Ende: „Der Zuspruch, den wir von Eltern, Teilnehmern und Publikum erhalten haben, belohnt uns für die intensive Vorbereitungszeit. Ich bin selbst erstaunt, was in nur fünf Tagen erarbeitet werden konnte. Das Community Dance Projekt ist einmal mehr ein Beweis dafür, dass jeder Mensch großes Bewegungspotential hat und ein solches Erlebnis junge Menschen unglaublich stimulieren und zusammenschweißen kann“. Neben den kreativen Köpfen Elfi Troi und Martina Marini arbeiteten Sarah Merler, Johanna Mair und Simone Costazzo als Assistenten mit den Teilnehmern.